Syphilis – Anstieg der Fallzahlen setzt sich fort

Über Treponema pallidum

Syphilis wird durch das Bakterium Treponema pallidum verursacht, welches nur beim Menschen vorkommt und intrauterin, durch Blut und sexuell übertragen wird ( sexuell übertragbare Infektionserkrankung = STI). Die Erkrankung verläuft typischerweise in drei Stadien und tritt meist zunächst mit einem schmerzlosen Geschwür an der Eintrittsstelle als Primäraffekt in Erscheinung (sog. Ulcus durum, „Harter Schanker“), welches einige Tage bis Wochen bestehen bleibt. Das darauf folgende Sekundärstadium ist klinisch durch eine unspezifische Allgemeinsymptomatik und durch unterschiedlichste Hauterscheinungen gekennzeichnet und dauert Wochen bis Jahre nach Erstinfektion an. Die Schädigung von Blutgefäßen und Gehirn kennzeichnen das Tertiärstadium. Infektiosität besteht sowohl im Primär- als auch im Sekundärstadium.

Epidemiologie

Nachdem seit Ende der Siebzigerjahre bis Anfang der Neunzigerjahre ein Rückgang der Meldungen von Syphilis-Erkrankungen zu verzeichnen war, zeigt die Web-basierte Abfrage der Meldedaten gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG) aus SurvStat@RKI 2.0 einen seit 2001 kontinuierlich steigenden Trend zunehmender Syphilis-Erkrankungen.

Ein deutlicher Anstieg gemeldeter Infektionen ist dabei insbesondere bei Männern zu beobachten, während die Zahl der Infektionen bei Frauen nur wenig Veränderungen aufweist. Dies zeigt die aktuelle Datenabfrage in SurvStat@RKI:

Wird die Verteilung nach Infektionsrisiken bei der statistischen Auswertung der Meldedaten mit herangezogen, 2015 lagen entsprechende Daten in 75,6% der gemeldeten Fälle vor, betrug der Anteil der Fälle, die vermutlich über sexuelle Kontakte zwischen Männern (Männer, die Sex mit Männern haben = MSM) übertragen wurden, bei 84,7%. Der Anteil heterosexueller Übertragung lag bei 15%.
Der größte Zuwachs an Syphilis-Meldungen wurde für MSM verzeichnet, gefolgt von den Personen bei denen keine Angaben zum Infektionsrisiko vorlagen. Für MSM betrug dieser von 2014 auf 2015 23,7%, in 14 Bundesländern war ein Anstieg zu beobachten, in sieben Bundesländern bei über 25%, darunter u. a. in Rheinland-Pfalz bei 47,7%, in Hessen bei 51,5% und in Schleswig-Holstein bei 66,7% [Epidemiologisches Bulletin 19. Dezember 2016 / Nummer 50].

In elf Bundesländern stieg 2015 die Anzahl mit heterosexuellem Transmissionsrisiko, darunter u. a. Bremen (125%), Sachsen-Anhalt (63,2%) oder das Saarland (57,1%). Stärkere Abfälle wurden u. a. in Mecklenburg-Vorpommern (-60%), Schleswig-Holstein (-55%) oder Brandenburg (-31,6%) durch das RKI registriert [Epidemiologisches Bulletin 19. Dezember 2016 / Nummer 50].

Weitere Daten und Auswertungen stellt das RKI im Epidemiologischen Bulletin oder als generierbare Abfrage der Meldedaten-Datenbank SurvStat zur Verfügung.

Diagnostik

Diagnostisch wird bei Verdacht auf Syphilis zunächst eine erregerspezifische Suchreaktion durchgeführt. Bewährt haben sich hierfür der TPPA-/TPHA-Test [Bundesgesundheitsamt 1979] bzw. alternativ eine Suchreaktion mit vergleichbarer Sensitivität z. B. ELISA oder Chemilumineszenztest (CLIA) [French et al. 2008, Kingston et al. 2008, MIQ 2012)]. Bei negativem Testergebnis und weiter bestehendem Verdacht auf (sero-negative) Frühsyphilis sollte die Untersuchung in einem Zeitabstand von 1-2 Wochen, ggf. auch mehrfach, wiederholt werden, da bei Probennahme entweder keine Infektion mit Treponema pallidum (Korrelation mit Klinik gegeben?) bestand oder die Probennahme im seronegativen Frühstadium der Infektion erfolgte.

Bei positivem oder zweifelhaftem Testergebnis ist die Serumprobe mit einem zweiten, spezifischen Test zu bestätigen (Syphilis-Bestätigungstest: FTA-ABS-Testsystem). Sind Suchreaktion und Bestätigungstest positiv, gilt die Treponemeninfektion als serologisch gesichert. Zur Beurteilung der Krankheitsaktivität und der Behandlungsbedürftigkeit dient die Bestimmung der Lipoidantikörper mittels VDRL-Titer und  die Bestimmung spezifischer IgM-Antikörper.

Bei Vorliegen einer Syphilis soll eine weiterführende Diagnostik zum Ausschluss anderer, insbesondere auch asymptomatischer STI (HIV, HBV, HCV, Chlamydien, Gonokokken) angeboten werden.

Schnelltests: Syphilis-Schnelltests (POCT) können als Suchtests auf Syphilis-Antikörper eingesetzt werden (wenn eine den serologischen Suchtests vergleichbare Sensitivität und Spezifität besteht!). Ein negativer Schnelltest-Befund schließt eine hochinfektiöse Frühsyphilis nicht grundsätzlich aus (ggf. besteht Abhängigkeit von der Inkubationszeit in dem Testsystem oder von der Beurteilbarkeit bei der manuell-visuellen Auswertung). Die Testung von Serum ergibt die besten Resultate [S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Syphilis – Deutsche STI-Gesellschaft].

Verlaufskontrollen: Unter Therapie kann es noch zu signifikanten Titeranstiegen kommen. Eine serologische Verlaufskontrolle sollte daher 3-4 Wochen nach Einleitung der Therapie erfolgen. Nach Behandlung einer Erstinfektion im Primär- oder Sekundärstadium wird ein Abfall des Lipoidantikörpertiters um bis zu vier Titerstufen innerhalb eines Jahres (in Abhängigkeit vom Zeitintervall zwischen Infektion und Therapiebeginn) als Hinweis auf eine adäquate Therapie angesehen [Workowski et al. 2010]. Serologische Kontrollen erfolgen in der Regel im ersten Jahr vierteljährlich, im zweiten Jahr halbjährlich und danach jährlich.

Beispiel-Befund: Vereinbar mit einer Syphilis-Infektion

*** Lues-Serologie ***ErgebnisReferenzbereich
Lues-Suchtest (CLEA)> 70< 0,9
VDRL-TestPOSITIVNEGATIV
VDRL-Titer1:80< 1:2
Lues-FTA Abs-IgG-Ak. IFT> 1:80< 1:10
Lues-FTA Abs-19S-IgM-Ak. n. Ads. im IFT> 1:40< 1:10
BeurteilungAuffälliger Befund, aus serologischer Sicht besteht die Indikation zur Therapie.

Ausnahmekennziffer

32006
Erkrankungen oder Verdacht auf Erkrankungen, bei denen eine gesetzliche Meldepflicht besteht, oder Mukoviszidose


Quellen u. Weiterführende Informationen:

Epidemiologisches Bulletin 15. Dezember 2014 / Nummer 50
Epidemiologisches Bulletin 19. Dezember 2016 / Nummer 50
AWMF-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der SyphilisSurvStat@RKI 2.0